Die Kali-Chemie in Brunsbüttel

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Jeder Leser, der Fotos, Bilder oder Informationen dazu beitragen kann, sei hiermit herzlich gebeten, mir diese zukommen zu lassen.

Uwe Möller, Tel. 04852 2189, mail: Gabuwe@t-online.de

An dieser Stelle herzlichen Dank
an Ute Hansen vom Stadtarchiv für Zeitungsartikel, Werbung, Akten und Daten aus dem Gewerberegister
an Martin Kayser, Bernd Schmidt, Dieter Ausborm, Uwe Borchers, Günter Remmers, Helga Jungklaus, Thomas Schaack, Ingrid Krabbe, Heinz Lewerenz, Johann Scholz, Karl Martin, Luise Kolberg, Manfred Janke, Familie Gleimius, Reimer Schlichting und das Wasser- und Schifffahrtsamt für Daten, Unterlagen, Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Unterstützung.

Cementfabrik "Saturn"

Textquelle:Stadtarchiv Brunsbüttel
Die Geschichte der Kali-Chemie begann mit der Portland-Cement Fabrik „Saturn“ in Brunsbüttelkoog, deren Bau 1898 begonnen wurde und die im Juni 1899 die Produktion aufnahm. Das Werk "Saturn" wurde nach einem Entwurf des Zivilingenieurs Schütze gebaut.
Zu Beginn der Produktion wurde nach dem Trockenverfahren gearbeitet. Die Kreide wurde aus Dänemark bezogen, als Ton Marschton verwendet. Da Qualität und Quantität des Zements jedoch mangelhaft war, hat man mit dem Bau von Schlammgruben begonnen. Gleichzeitig wurde in Kronsmoor ein Kreidelager gekauft, so daß das Schlammverfahren im Februar 1900 zur Anwendung kam.
Die Fabrikation war allerdings auch nach der Einführung des Schlammverfahrens noch gering. Von den vorhandenen 6 Dietz´schen Öfen waren nur 4 in Betrieb. Direktor Hoffmann (er löste Direktor Axer ab) ließ noch 2 Schneideröfen (Schachtöfen) bauen, die dann die Produktion im Jahre 1900 auf 200 000 Faß ansteigen ließ.

Produktionsergebnisse

  • 1900 - 200 000 Faß
  • 1901 - 240 000 Faß
  • 1902 - 260 000 Faß
  • 1903 - 270 000 Faß
  • 1904 - 400 000 Faß
  • 1905 - 420 000 Faß
  • 1906 - 400 000 Faß
  • 1907 - 420 000 Faß
  • 1908 - 440 000 Faß
  • 1909 - 440 000 Faß
  • 1910 - 500 000 Faß
  • 1911 - 580 000 Faß
  • 1912 - 620 000 Faß
  • 1913 - 630 000 Faß
  • 1914 - 400 000 Faß
  • (bis Kriegsbeginn)
Cementfabrik „Saturn“ Foto ca. 1917

Ab April 1903 wurde der Ton von Basbek an der Oste durch die hiesige Firma Ploog angeliefert, Preis für 100 kG vor Ort 0,75 Mark. Es wurden 2 Dampfer gekauft, "Ostsee" und "Nordsee", sowie 8 Schuten (Saturn I ... Saturn VIII) gebaut, um den Transport der Kreide sowie den Weitertransport des Zements nach Hamburg zu gewährleisten.
Ab 1907 wurde ca. die Hälfte der Produktion exportiert. Die Vertretung für den Export hatte die Firma "Saulmann und Falkenstein", Hamburg.


Im Jahre 1903 schied Direktor Hoffmann aus, es übernahmen Direktor Klein und Dr. Hardt. Ab 1903 wurde auf Vorschlag der Generalversammlung ein neues Verfahren zur Steigerung der Produktion angewandt und einem technischen Berater namens Meyer die Begutachtung übertragen. Dieser richtete das Trockenverfahren mit Schlammzusatz ein, sodaß die Fabrikation von 270 000 auf 400 000 Faß stieg. Diese Fabrikation wurde bis 1907 fortgesetzt; es zeigte sich aber, daß aufgrund mangelnder Qualität nicht nur der Verkauf zurückging, sondern das Werk auch mit Schadenersatzforderungen konfrontiert wurde.
1906 schieden Direktor Klein und Dr. Hardt aus und die Direktoren Freiermuth und Hennicke übernahmen das Werk. 1908 wurde das Schlammverfahren wieder eingeführt und es wurden 4 Drehöfen von Polysius gebaut, zu denen 1910 noch ein fünfter kam. Dadurch wurde die Produktion wesentlich gesteigert.

Aus der Kanal-Zeitung

Geschichte der Kali-Chemie

Aus Abraum wird Hauptprodukt

Textquelle: Jubläumszeitschrift der Kali-Chemie 1949
Die Kenntnis der Anwendung von Kalisalzen reicht weit zurück. 1837 wurde eine erste Tiefbohrung auf Steinsalz angesetzt, die 1843 fündig wurde. Nach anfänglicher Enttäuschung über den Fund magnesia- und kalireicher Fremdsalze erkannte ein Adolf Frank, der spätere Erfinder des Verfahrens zur Herstellung von Kalkstickstoff, den Wert dieser Abraumsalze. Auf seine Veranlassung hin wurde 1861 die erste Fabrik zur Verarbeitung der Abraumsalze errichtet.

Nachdem Justus von Liebig 1865 auf die Bedeutung der Kalisalze für die künstliche Düngung hingewiesen hatte, begann relativ schnell die Erschließung neuer Kalilagerstätten. In einem Zeitraum von ca. 50 Jahren wurde ganz Nord- und Mitteldeutschland mit Schachtanlagen überzogen. Ihre Zahl belief sich im Jahre 1922 auf 205 Werke. Es blieben nur einige erhalten. Der „Kalitaumel“ der Jahre 1905/1906 hat manchen Anleger um sein sauer Erspartes gebracht.

Die Kali-Chemie A.G. in Sehnde/Hannover als Rechtsnachfolgerin der 1899 gegründeten Kali-Werke Friedrichshall feierte im September 1949 ihr 50-jähriges Bestehen. Dort war auch der Hauptsitz für die Kali-Chemie Brunsbüttel.

Das neue Produkt fand zunächst einen guten Absatz, doch schon bald stellte sich heraus, daß das zur Produktion verwendete Phonolith nicht wirtschaftlich war. Ein Teil des Phonolithes wurde durch preisgünstigeres Soda ersetzt.

Nach Kriegsausbruch und nach Abschluß der Erweiterungsarbeiten des Kaiser-Wilhelm-Kanals und des Bau´s der Neuen Schleusen ging es mit dem Betrieb abwärts. Aufgrund der Unterbilanzen der letzten Jahre wurde im Jahre 1917 der Beschluß gefaßt, die Fabrikation komplett einzustellen und das Werk zu verkaufen.
Im Jahr 1917 übernahmen schließlich die Chemischen Werke Kunheim (ab 1928 Kali-Chemie) das Werk für 1 600 000 Mark und begannen im Jahr 1918 ihre Rhenania Phosphat Produktion. Die noch von der Portland-Cement Fabrik „Saturn“ neu errichteten Drehöfen erwiesen sich für die Übernahme durch die Kali-Chemie als besonders vorteilhaft.
Nach dem Ende der Inflation 1923 durchlief die Produktion eine schwere Krise mit teilweiser Stillegung von Teilen der Produktionsanlagen.
1925 wurde die Produktion des aus hochprozentigen Rohphosphaten, Soda und Sand hergestellten Rhenania-Phosphates wieder aufgenommen.

Tabellarische Übersicht - Fertigungsprogramm der Kali-Chemie A.G. 1939

I. Kohlensaure und kaustische Alkalien und Nebenprodukte der Elektrolyse.

  • 1. Soda: Heilbronn
  • 2. Pottasche: Staßfurt
  • 3. Ätzkali: Bitterfeld
  • 4. Ätznatron: Stolberg und Bitterfeld
  • 5. Chlor, Chlorkalk, Bleichlauge u. Salzsäure: Bitterfeld
  • 6. Trichloräthylen, Hexachloräthylen: Bitterfeld
  • 7. Wasserstoff: Bitterfeld

II. Schwefelsäure, Sulfat-Salzsäure, Schwefelnatrium

  • 1. Kammersäure: Hönningen, Mannheim-Wohlgelegen, Nienburg, Oberhausen
  • 2. Kontaktsäure: Kanne, Mannheim-Wohlgelegen
  • 3. Sulfat-Salzsäure: Mannheim-Wohlgelegen, Nienburg, Stolberg
  • 4. Schwefelnatrium: Mannheim-Wohlgelegen

III. Phosphorsäuredünger, Stickstoff- und Mischdünger

  • 1. Rhenania-Phosphat: Brunsbüttelkoog
  • 2. Superphosphat: Hönningen
  • 3. Schwefelsaures Ammoniak: Kanne
  • 4. Mischdünger: Friedrichshall, Hönningen

IV. Kalisalz, Stein- und Siedesalz

  • 1. Kainit: Friedrichshall
  • 2. Kalidüngesalze: Friedrichshall, Ronnenberg
  • 3. Steinsalz: Staßfurt, Ronnenberg
  • 4. Siedesalz: Egestorffshall, Neuhall

V. Barytpräparate, Schwefel und Perverbindungen

  • 1. Schwefelbarium: Hönningen
  • 2. Bariumkarbonat: Hönningen
  • 3. Schwefel und Mahlschwefel: Hönningen
  • 4. Blanc fixe: Hönningen
  • 5. Bariumsuperoxyd: Hönningen
  • 6. Wasserstoffsuperoxyd: Hönningen
  • 7. Perborat: Hönningen
  • 8. Perkarbonat: Hönningen

VI. Farben

  • 1. Bunt- und Mineralfarben: Charlottenburg
  • 2. Berliner Blau: Kanne
  • 3. Eisenoxydgelb: Kanne
  • 4. Eisenoxydrot: Nienburg
  • 5. Erdfarben: Zollhaus

VII. Pharmazeutika

  • 1. Mucidan, Pankreon: Altona
  • 2. Aplona, Daucaron, Disperte: München
  • 3. Strophantin, Yohimbin, Calorose: Kanne
  • 4. Röntgenfolien: Kanne

VIII.Diverse

  • 1. Goldschwefel: Nienburg
  • 2. Schwefelsaure Tonerde: Nienburg
  • 3. Hirschhornsalz: Heilbronn
  • 4. Chemisch reine Kalisalze: Staßfurt
  • 5. Rotkali: Kanne
  • 6. Casein und Milchzucker: Laage
  • 7. Phonolith: Brenk
  • 8. Schwerspat: Meggen
  • 9. Kalkstein: Herrlingen
  • 10. Kohlensäure: Hönninger Sprudel, Kohlensäurewerk Deutschland, Hönningen

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 sorgte dann wieder für einen Absatzeinbruch und die Kali schloß die Tore. In den Jahren 1941 / 42 lief die Produktion dann wieder auf Hochtouren. Bis November 1945 folgte eine erneute Zwangspause. Danach fingen die Drehöfen wieder an zu arbeiten. Der Umsatz hielt sich bis 1949 in eher bescheidenen Grenzen, dann allerdings erfolgte durch eine kräftige Finanzspritze im Rahmen des Marshallplanes ein bedeutender Aufschwung. Dieser Kredit in Höhe von 1 Million DM ermöglichte die Modernisierung der Fabrikationsanlagen.

Die folgende Entwicklung bescherte der gerade erst ernannten Stadt Brunsbüttelkoog ein Werk mit 300 Beschäftigten, nach dem Wasserbauamt Brunsbüttelkoog der zu der Zeit zweitgrößte Arbeitgeber vor Ort. Im Jahr 1977 wurde mit einem Kostenaufwand von ca. 20 Millionen DM der siebte Drehofen gebaut.
Aber schließlich und letztendlich – trotz aller investierten Millionen auch noch Ende der 70er Jahre – erfolgte zum 31.12.1981 das Aus für die Düngemittelproduktion der Kali-Chemie in Brunsbüttelkoog. Es waren zu diesem Zeitpunkt noch 176 Beschäftigte im Betrieb, wovon wiederum ein kleiner Teil davon die letzten Aufträge abarbeitete.
In den Jahren 1982 bis 1985 erfolgte der kontrollierte Abriß durch eine Gesellschaft zur Verwertung von Industrieanlagen.


Fotos

Luftaufnahmen von der Kali-Chemie

Erläuterung der Bauwerke

Fotos Kali-Chemie

Außenaufnahmen

Erläuterungen zum Werk

Fotos vom Abriß

Die Loks der Kali-Chemie

Lok-Dokumente


Akten und Werbung

Produktionsschema

Zeitungsfotos

Zeitungsartikel

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